Nichts verblüht im Morgenlicht

 

 

 

 

 

Nichts ist so schön

 

 

Cala am morgen des 31.März 2009

 

 

~

Ein Abend für Nichts

 

Freitag, der 20.03.2009.

Ein Abend mit Tony Parsons, dem Großmeister des Nichts.

 

Ankunft in München.

Veranstaltungsort, Ein Altenheim mitten in der Stadt. Ja, ein Altenheim. Unprätentiös und funktional. Und doch ungewöhnlich für ein Meeting dieser Art. Für mich ein Heimspiel, der ich in einer solchen Einrichtung arbeite. Alles gewohnt und vertraut. Bis auf die für ein Seniorenwohnheim ungewöhnliche Veranstaltung.

   

 

18.30 Uhr. Wir sind rechtzeitig dran. Noch ist keiner in dem bestuhlten Festsaal mit der Bühne, die später gar nicht benutzt werden sollte. Doch kurz vor 7 trudeln dann ruhig und unaufgeregt die ersten Besucher ein. Ein Mischpult ist aufgebaut.

Die Veranstaltung wird aufgezeichnet. Ein noch nicht erblühter Blumenstrauss ziert den kleinen Tisch vor der Bühne.

Morgen geht es ja weiter. Der Freitag ist ja nur das Pre-opening, sozusagen.

 

Nichts kostet 12 Euro. Karten gibt es nicht. Man kennt sich. Rein und raus ist kein Problem. Erfrischend relaxed. Fast familiär. Schnell stöbern die ersten am kleinen Büchertisch. Die Auswahl ist puristisch:

Kein einziger Band der sonst üblichen "Ich-bin-stark-und-schön-und-sicher-bald-reich-durch-die-Kraft-des-positiv-Denkens"-Literaturauswahl der Esoterik-Abteilung einer fast jeden Buchhandlung sticht ins Auge.

Man präferiert die reine Lee(h)re. Es gibt keine Entwicklung irgendwohin. Weil es ja schon niemanden gibt, der sich irgendwohin entwickeln könnte. Alles ist eine Geschichte in der Welt des Traums, der Gedanken, des gedachten Ichs.

Aber ich nehme vorweg was kommen sollte.

 

Kurz vor 19.30 Uhr sind fast alle Stühle besetzt. 100 - 150 Personen sind gekommen. Der Saal ist voll.

Bildungsbürgertum, überwiegend mittleren Alters. Die Atmosphäre ist entspannt.

 

Dann; Tony Parsons kommt rein. Das Mikro rauscht ein wenig.

Egal. Nicht wichtig.

 

Tony, man ist perdu - ein distinguierter älterer Herr, spricht. Hält - auf englisch ohne Übersetzung - eine kleine Einführung.

Stille. Pause.

 

Ja, und was sprach er?
Von was handelte der einführende und der ganze Vortrag, der ganze Abend mit Frage und Antwort und Stille und Lachen ?

Um´s mit Karl Renz zu sagen: Es ging um Nix, dabei sein war alles.

Niemand sprach zu niemand.
Damit das schon mal ganz klar ist !
Uns gibt es nicht, als Person.

 

Wem das nicht so ganz einleuchtete, der versuchte Tony geschickt dazu zu bewegen, mit (s)einer Frage irgendwie doch über die Hintertür eine rationale, ach so bekannte Position, einen Halt, zu bekommen.
Doch:
Fehlanzeige.
Mit wacher Präsenz, Humor, spiegelte Tony einfach alles und vor allem: nichts.

Da war nur Sprechen, Hören und Da-Sein und sonst nichts.

Vermutlich ist es das, was die Hörer und Fragesteller spüren liess:
Niemand spricht zu niemanden über Nichts.

Sehr erleichternd !
E gibt mal nichts zu lernen, (das aber ganz ?) und nichts zu erfahren.

Und so lag Humor und Heiterkeit und Leichtigkeit in der Luft.

Nichts kommt leichtfüssig daher wirkt halt einfach. Ist nichts wohl schwerelos ?

Und zwischenrein in die Fragen mit viel Lachen und britischem Humor: Immer wieder Stille. Weil, ja weil es irgendwann nichts mehr zu fragen gab. Es wurde humorvoll ja auch nichts beantwortet.

 

 

Und am Ende erwähnte eine Zuhörerin Monthy Python, es ginge in Life of Brian (übrigens ein Lieblingsfilm von Tony!) auch so schön um Nichts:

"Always look on the bright side of life.

Das macht es doch wesentlich einfacher, findest Du nicht?
Ich meine, was hast Du schon zu verlieren?
Du weisst, du kommst aus dem Nichts und Du gehst wieder ins Nichts zurück?
Was hast Du also verloren?
NICHTS! Wir sind aus dem Nichts gekommen und Nichts ist Nichts! "

 

 

 

Für einen Abend durften auch die sinnschwersten spirituellen Hardcore-Evolutionisten aufatmen.

12 Euro der Abend - für Nichts.
Gut angelegtes Geld.

 

Tony, I´ll be back !

 

 

 

~